2. Ziele, Programm und Struktur des Graduiertenkollegs


2.1. Zusammenfassung

2.2. Forschungsprogramm

2.3. Studienprogramm

2.4. Erwarteter Ertrag des Graduiertenkollegs


2.1. Zusammenfassung

Das Graduiertenkolleg (GK) 'Pragmatisierung/Entpragmatisierung: Literatur als Spannungsfeld heteronomer und autonomer Bestimmungen' dient der intensiven F÷rderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Es erlaubt den Kollegiaten, in kontinuierlicher Teilhabe an den ForschungsaktivitΣten der beteiligten Fachgebiete ihre eigenen Forschungsprojekte gezielt voranzutreiben, zugleich durch das breite Themenspektrum der Forschungsschwerpunkte und des Studienprogramms einen weiten wissenschaftlichen Horizont zu gewinnen. InterdisziplinΣre Einbettung der eigenen Forschungsprojekte und Einⁿbung in wissenschaftliche Kooperation sind wesentliche Ziele der Ausbildung der Kollegiaten.
Gegenstand des GK ist mit 'Pragmatisierung' die Einbindung von Literatur in Erfordernisse anderer Kⁿnste, bestimmter Wissenschaften oder verschiedener Arten sozialen Handelns, mit 'Entpragmatisierung' die Verweigerung der Literatur gegenⁿber solcher Fremdbestimmung. Funktionalisierung und VerselbstΣndigung der Literatur werden dabei als stets zugleich in Gang befindliche gegenlΣufige Prozesse gedacht. Gefragt wird nach Regeln, GesetzmΣ▀igkeiten und typischen VerlΣufen solcher Prozesse unter verschiedenen materiellen, kulturspezifischen und medialen Bedingungen. Das Thema wird auf verschiedenen Ebenen der Theoriebildung wie der interpretatorischen Integration ausgearbeitet: komparatistisch an verschiedenen Literaturen, theoretisch entsprechend seiner AuffΣcherung in verschiedenen AnsΣtzen der Literaturtheorie, historisch/synchron in der Konzentration auf Epochenschwellen und 'klassische' Perioden, historisch/diachron in der Zentrierung um bestimmte Felder der Funktionszuweisung (z.B. der Theologie oder der Ethik) oder um bestimmte Strategien heteronomer Bestimmung (z.B. der persuasio-Strategie oder der Mimesis-Forderung), intermedial, in der Frage nach Interrelationen zwischen Literatur und anderen Kⁿnsten, medientechnologisch mit der Frage, inwiefern neue Medientechniken grundlegend geΣnderte Teilnahme an literarischen Prozessen erm÷glichen und entsprechend andere Produktionsstrategien hervorrufen, textanalytisch mit der Frage nach je spezifischen Verfahren der Zeichenbildung und Bedeutungskonstitution in pragmatisierender/entpragmatisierender Absicht.
Das GK greift mit seinem Thema einen sich abzeichnenden Paradigmenwechsel im VerstΣndnis von und im Umgang mit Literatur auf, der nach tiefgreifenden Destabilisierungen des 'Text'- und 'Autorschafts'-Begriffs wie des Prozesses literarischer Sinnkonstitution auf der Basis umfassend entwickelter Autonomiepositionen nun Pragmatisierungsaspekten neues Gewicht verleiht. Das GK wird diesem in der Regel isoliert wahrgenommenen Proze▀ ein breites theoretisches Fundament und historische Tiefe geben, ihn so weiterdenken, auch im Hinblick auf seine vielfΣltigen praktischen Konsequenzen. Erwartet wird, da▀ die Kollegiaten mit profunden wissenschaftlichen BeitrΣgen zu diesem Themenkomplex in vielen Berufsfeldern ein gesteigertes Interesse finden werden.



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© '96 Deutsches Seminar, UniversitΣt Tⁿbingen Letzte Änderung: 23.07.96