Das Graduiertenkolleg (GK) 'Pragmatisierung/Entpragmatisierung: Literatur als
Spannungsfeld heteronomer und autonomer Bestimmungen' dient der intensiven F÷rderung des
wissenschaftlichen Nachwuchses. Es erlaubt den Kollegiaten, in kontinuierlicher Teilhabe an
den ForschungsaktivitΣten der beteiligten Fachgebiete ihre eigenen Forschungsprojekte gezielt
voranzutreiben, zugleich durch das breite Themenspektrum der Forschungsschwerpunkte und
des Studienprogramms einen weiten wissenschaftlichen Horizont zu gewinnen.
InterdisziplinΣre Einbettung der eigenen Forschungsprojekte und Einⁿbung in wissenschaftliche
Kooperation sind wesentliche Ziele der Ausbildung der Kollegiaten.
Gegenstand des GK ist mit 'Pragmatisierung' die Einbindung von Literatur in
Erfordernisse anderer Kⁿnste, bestimmter Wissenschaften oder verschiedener Arten sozialen
Handelns, mit 'Entpragmatisierung' die Verweigerung der Literatur gegenⁿber solcher
Fremdbestimmung. Funktionalisierung und VerselbstΣndigung der Literatur werden dabei als
stets zugleich in Gang befindliche gegenlΣufige Prozesse gedacht. Gefragt wird nach Regeln,
GesetzmΣ▀igkeiten und typischen VerlΣufen solcher Prozesse unter verschiedenen materiellen,
kulturspezifischen und medialen Bedingungen. Das Thema wird auf verschiedenen Ebenen der
Theoriebildung wie der interpretatorischen Integration ausgearbeitet: komparatistisch an
verschiedenen Literaturen, theoretisch entsprechend seiner AuffΣcherung in verschiedenen
AnsΣtzen der Literaturtheorie, historisch/synchron in der Konzentration auf Epochenschwellen
und 'klassische' Perioden, historisch/diachron in der Zentrierung um bestimmte Felder der
Funktionszuweisung (z.B. der Theologie oder der Ethik) oder um bestimmte Strategien heteronomer
Bestimmung (z.B. der persuasio-Strategie oder der Mimesis-Forderung), intermedial, in
der Frage nach Interrelationen zwischen Literatur und anderen Kⁿnsten, medientechnologisch
mit der Frage, inwiefern neue Medientechniken grundlegend geΣnderte Teilnahme an literarischen
Prozessen erm÷glichen und entsprechend andere Produktionsstrategien hervorrufen,
textanalytisch mit der Frage nach je spezifischen Verfahren der Zeichenbildung und
Bedeutungskonstitution in pragmatisierender/entpragmatisierender Absicht.
Das GK greift mit seinem Thema einen sich abzeichnenden Paradigmenwechsel im
VerstΣndnis von und im Umgang mit Literatur auf, der nach tiefgreifenden Destabilisierungen
des 'Text'- und 'Autorschafts'-Begriffs wie des Prozesses literarischer Sinnkonstitution auf der
Basis umfassend entwickelter Autonomiepositionen nun Pragmatisierungsaspekten neues Gewicht
verleiht. Das GK wird diesem in der Regel isoliert wahrgenommenen Proze▀ ein breites
theoretisches Fundament und historische Tiefe geben, ihn so weiterdenken, auch im Hinblick
auf seine vielfΣltigen praktischen Konsequenzen. Erwartet wird, da▀ die Kollegiaten mit
profunden wissenschaftlichen BeitrΣgen zu diesem Themenkomplex in vielen Berufsfeldern ein
gesteigertes Interesse finden werden.